Die Simson Stadtroller SR50 – Würdige Nachfolger des Kleinrollers

Die Idee für Nachfolgermodelle der Simson Schwalbe bestand in Suhl immer wieder. Letztlich waren es der internationale Entwicklungsstand und die steigenden Kundenanforderungen im In- und Ausland, die 1986 endlich zur langersehnten Einführung des Stadtrollers SR 50 N führten. Was sofort ins Auge fiel, waren die großzügige Sitzbank und die langen Trittbretter, die Fahrer und Sozius in eine wirklich bequeme Position brachten.

Mit 12-Zoll-Rädern und je nach Modell 5-fach verstellbaren Federbeinen boten diese Roller ein komfortables Fahrerlebnis der Extraklasse. Welche Neuerungen im Stadtroller schlummerten und was die Sondermodelle voneinander unterscheidet, sowie die Serienüberleitung 1989, behandeln wir nachfolgend.

Modell SR 50 N – Der Anfang des Stadtrollers

Anders als bei vielen Vorgängern wurden beim SR 50 N nur wenige Teile aus vorherigen Modellen entnommen. So kamen lediglich der Motor und Teile der Brems- und Schalldämpferanlage von der Schwalbe KR 51/2 sowie einige Lenkerarmaturen und Elektronikbauteile von der S 51. Ganz neu war hingegen der Einsatz einer Teleskopgabel sowie die Platzierung des freiliegenden Hinterrads. Dadurch ließen sich die Rahmenbauteile und der sichtbare Tank geschickt ins Gesamtdesign integrieren.

Zwar sorgten die bewährten, übernommen Teile (Fahrtwindkühlung, der Schwunglichtprimärzünder (6V Elektrik), Scheinwerfer 25/25 W, Bremslicht 21W, mit Trockenbatterien betriebenes Signalhorn) in Verbindung mit den neuen Elementen und einem attraktiven Einführungspreis für interessierte Käufer. Die Produktion endete jedoch bereits 1988 aufgrund gesetzlicher Änderungen, die eine Blinklichtanlage auch für Kleinkrafträder vorschrieben. Ohne Blinkanlage und mit dem fußgeschaltetem Dreiganggetriebe fiel die Nachfrage mit 6.740 daher recht schmal aus.

Modelle SR 50 B3 und SR 50 B4 – Weiterentwicklungen

Mit dem SR 50 B3 kam erstmals eine elektronische Blink- und Ladeanlage zum Einsatz. Diese Ladeanlage regulierte den Ladestrom abhängig vom Batteriezustand. So wurde bei voller Batterie der Ladestrom über einen Thyristor abgeschaltet, um eine Überlastung der Batterie zu verhindern. Dank dieser technischen Innovation konnte trotz des erheblich höheren Energiebedarfs der Vierleuchten-Blinkanlage eine kleine, aber leistungsstarke 4,5Ah-Batterie beibehalten und deren Haltbarkeit sichtlich verlängert werden.

Mit einem größeren Tacho sowie dem von den Kunden ersehnten Vierganggetriebe überzeugte dann auch der SR 50 B4. Zusätzlich punkteten beide Modelle mit einem eingebauten Bremslichtschalter für die Handbremse – eine Premiere in der Fahrzeugklasse, die sich an großer Beliebtheit erfreute. Zwischen 1986 und 1989 wurden insgesamt 96.430 der beiden Stadtroller produziert.

 

Modell SR50N SR50B3 SR50B4
Motor M531/2 KFS M531 KFS M541 KFS
Vergaser BVF 16N3-2 BVF 16N3-2 BVF 16N3-2
Zündung SLPZ 8307.10/5 6V SLPZ 8307.10/4 6V SLPZ 8307.10/10 6V
Zündspule 83052.1/2 12V 83052.1/2 12V 83052.1/2 12V
Ladeanlage keine Elba 8871.10/1 6V Elba 8871.10/1 6V
Batterie keine 6V 4,5Ah 6V 4,5Ah
Scheinwerfer 6V 25/25 Watt 6V 25/25 Watt 6V 25/25 Watt
Rück bzw. Bremslicht 6V 5W 6V 21W ba15s 6V 5W 6V18W ba15s6V 5W 6V 21W ba15s 6V 5W 6V 21W ba15s
Übersetzung 16 - 31 Zähne 16 - 31 Zähne 16 - 31 Zähne
Kette 94 Glieder 1/2x5,4 94 Glieder 1/2x5,4 94 Glieder 1/2x5,4
Reifen 3,00 x12 z.B. K38 3,00 x12 z.B. K383,00x12 z.B. K38 3,00x12 z.B. K38
Schlauch 275x12 - 300x12 275x16 - 300x12 275x12 - 300x12

 

Modell SR 50 C – Elektrische Verbesserungen

Dieses neue Modell verfügte über eine effiziente Elektronikzündung, die in Verbindung mit den helleren Scheinwerfern (35/35 Watt), einem Bremslichtkontakt an der Vorderradbremse und 5-fach verstellbaren Federbeinen nicht nur für einen verbesserten Fahrkomfort, sondern auch für sichereres Fahren sorgte.

Um die zusätzlichen Elektronikbauteile zuverlässig zu betreiben, wurde eine 12V-Batterie verbaut. Die zwei großen Rückspiegel mit einem Gesamtdurchmesser a 120 mm und die strukturierte Sitzbank rundeten das Zweirad ab. Während der Bauzeit 1987 bis 1989 gingen 16.750 Roller dieses Modells vom Band.

Modell SR 50 CE – Adieu Kickstarter

Mit der Einführung des Modells SR 50 CE überraschten die Suhler Hersteller erneut mit einer wesentlichen Innovation. Der neue Elektrostarter bot einige Vorteile gegenüber dem traditionellen Kickstart-System.

Er ermöglichte einen einfacheren Start des Motors durch Knopfdruck, ohne dass man absteigen musste. Insgesamt 7.300 Fahrzeuge dieses Modells wurden zwischen 1986 und 1988 produziert.

Modell SR 80 CE – Der „Roller“ mit 70 ccm

Als richtiges Kraftpaket mit 5,6 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h kam 1987 der SR 80 auf den Markt. Doch wie auch schon ein paar Jahre zuvor beim Sperber Modell blieb die Nachfrage der Käufer mit knapp 1.180 Stück bis 1988 spärlicher als erwartet – und das aus den gleichen Gründen.

Zwar punktete der SR 80 mit allen Vorteilen seiner Vorgänger in Kombination mit dem damals aktuellen, leistungsstarken Motor aus dem S70 Modell, aufgrund der Kennzeichenpflicht des Leichtkraftrads eignete sich das Zweirad für den Großteil der Simson Fans jedoch nicht.

 

Modell SR50C SR50CE SR80CE
Motor M541/1 KFS M541/1 KFS M741 EFS
Vergaser BVF 16N3-2 BVF 16N3-2 BVF 16N3-3
Zündung SLEZ 8305.2-100 12V SLEZ 8305.2-100 12V SLEZ 8305.2-100 12V
Zündspule EMZA 8351.1/13 EMZA 8351.1/13 EMZA 8351.1/13
Ladeanlage Elba 8872.10/1 12V Elba 8872.10/1 12V Elba 8872.10/1 12V
Batterie 12V 5,5Ah 12V 5,5Ah 12V 5,5Ah
Scheinwerfer 12V 35/35 Watt 12V 35/35 Watt 12V 35/35 Watt
Rück bzw. Bremslicht 12V 5W 12V 21W ba15s 6V 5W 6V18W ba15s12V 5W 12V 21W ba15s 12V 5W 12V 21W ba15s
Übersetzung 16 - 31 Zähne 16 - 31 Zähne 16 - 31 Zähne
Kette 94 Glieder 1/2x5,4 94 Glieder 1/2x5,4 94 Glieder 1/2x5,4
Reifen 3,00 x12 z.B. K38 3,00 x12 z.B. K383,00x12 z.B. K38 3,00x12 z.B. K38
Schlauch 275x12 - 300x12 275x16 - 300x12 275x12 - 300x12

 

Der Stadtroller ab 1989

Leider blieb der Verkaufserfolg der Stadtroller SR 50 und SR 80 trotz umfassender Weiterentwicklungen im Vergleich zu den Schwalbe Modellen eher klein. Simson hörte auf diese Kundenstimmen und stellte die Produktion der Fahrzeuge mit Dreiganggetriebe bereits 1988 ein. 1989 erfolgte dann der Umschwung:

Alle Stadtroller erhielten eine umfassende Überarbeitung ihrer Elektrik und liefen unter neuen Typenbezeichnungen. Die /1 Modelle verfügten nun über ein 12 Volt-Bordnetz, eine Biluxlampe mit 35/35 W und eine Bremsschlussleuchte mit 21/5 W sowie die dafür notwendige, leistungsstärkere Batterie mit 12 V/5,5 Ah.

Zudem wurde die strukturierte Sitzbank standardmäßig für alle Modelle eingeführt. Die markanten, sechseckigen Blinkleuchten und ein verbesserter Korrosionsschutz durch die innovative Plastpulverbeschichtung rundeten die neue Roller-Serie ab. Nachstehend haben wir Ihnen die neuen Typbezeichnungen der umgearbeiteten Stadtroller einmal aufgelistet:

 

Modellbezeichnung bis 1988 SR50 Modelle ab 1989
SR50B4 SR50/1B
SR50C SR50/1C
SR50CE SR50/1CE
SR80CE SR80/1CE

 

Modell SR 50/1 B – Die neue Basis

Im gleichen Gewand unter neuem Namen und mit einer schwarz emaillierten Auspuffanlage rollte der SR 50/1 B als neues Basismodell 1989 vom Suhler Produktionsband. Mit einer Gesamtproduktion von 51.350 Stück bis 1990 schürte dieser Neustart neue Hoffnungen.

Modell SR 50/1 C und SR 50/1 CE – Elektronikerweiterungen

Die Ausstattung der beiden C-Modelle wurde um eine Halogenlampe HS1 (35/35 Watt) im Scheinwerfer und einen Wechselspannungsregler (EWR) erweitert, der für eine stabilere Bordspannung sorgte. Der SR 50/1 CE verfügte zudem wie schon sein Namensvetter aus alter Bezeichnung über den Elektrostarter. Die Stückzahlen betrugen während der Produktionszeit von 1989 bis 1990 für den SR 50/1 C 20.280 Stück und für den SR 50/1 CE lediglich 4.500 Stück.

Modell SR 80/1 CE – das Kraftpaket mit neuem Namen

Zwar war das Modell mit der gleichen leistungsstarken Halogenlampe wie in den C-Modellen ausgestattet, analog zum SR 80 CE überzeugte jedoch auch dieses Leichtkraftrad potenzielle Käufer nicht. Es wurden zwischen 1989 und 1990 nur 950 Stück hergestellt.

 

Modell SR50/1B SR50/1C
Motor M542 KFS M542/1 KFS
Vergaser BVF 16N3-2 BVF 16N3-2
Zündung SLPZ 8307.12/1 12V SLEZ 8305.2/1 12V
Zündspule 8352.1/2 12V EMZA 8351.1/13
Ladeanlage Elba 8872.10/1 12V Elba 8872.10/1 12V
Batterie 12V 5,5Ah 12V 5,5Ah
Scheinwerfer 12V 35/35 Watt 12V 35/35 Watt HS1
Rück bzw. Bremslicht 12V 5W 12V 21W ba15s 6V 5W 6V18W ba15s12V 5W 12V 21W ba15s
Übersetzung 16 - 31 Zähne 16 - 31 Zähne
Kette 94 Glieder 1/2x5,4 94 Glieder 1/2x5,4
Reifen 3,00 x12 z.B. K38 3,00 x12 z.B. K383,00x12 z.B. K38
Schlauch 275x12 - 300x12 275x16 - 300x12

 

 

Trotz positiver Einschätzungen seitens der Presse über die anhaltende Relevanz des SR 50 auf den Straßen brach der Absatz nach der Wende von 1989/1990 erheblich ein. Die Nachfrage nach Produkten aus dem Osten war zu dieser Zeit sehr gering, was 1991 schließlich zur vorübergehenden Einstellung der Produktion führte. Bis 1992 stellte Simson noch einige SR 50 für den Export her. Diese Fahrzeuge wurden unter dem Namen „SR 50 Bunny“ vermarktet. Mehr zur Geschichte Simson finden Sie hier.

 

Modell SR 50/1 B – Ein neuer Versuch

Unter der Typenbezeichnung SR 50/1 B startete die 1992 gegründete Suhler Fahrzeugwerk GmbH einen neuen Versuch mit den innovativen Stadtrollern. Die Reduzierung der Leistung der 50 ccm-Motoren auf 2,4 kW (3,3 PS) limitierte die Fahrzeuge auf die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Die Ausstattung ähnelte größtenteils dem früheren Modell SR 50/1 C und erhielt nun die Bezeichnung SR 50/1 B.

Die bereits in der DDR bekannte schwarz emaillierte Auspuffanlage wurde in die Serienproduktion übernommen. Im Jahr 1993 erfuhr die SR-50-Reihe eine optische Überarbeitung und wurde fortan als X-Serie mit dem Modellnamen "gamma" bezeichnet. Diese Modelle waren durch eine aufwendige Kunststoffverkleidung und einen eckigen Scheinwerfer gekennzeichnet. Neue Farbgebung entsprechend dem Zeitgeist, ein geändertes Kombiinstrument mit einer batteriebetriebenen Uhr sowie vorn wahlweise eine Trommelbremse (XG) oder eine Scheibenbremse von Grimeca (XC) für die SR-50/1-X-Modelle waren auffällige Merkmale. Die Versionen mit Elektrostarter trugen die Bezeichnungen XGE bzw. XCE. Für das Leichtkraftrad SR80/1 war ausschließlich die XCE-Ausstattung verfügbar. Zum ersten Mal war der SR 50 auch als Mofa in einer Variante mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 km/h erhältlich.

Diese Mofa-Ausführung hatte eine einsitzige Sitzbank und eine reduzierte zulässige Gesamtmasse (210 kg statt 260 kg). Das Mofa wurde ausschließlich mit Trommelbremsen als MXG und MXGE angeboten. Abgesehen von diesen speziellen Eigenschaften waren die Roller der X-Serie technisch größtenteils identisch mit dem SR 50/1.

Jedoch wurde noch im Laufe des Jahres 1995 die Produktion der X-Serie aufgrund der hohen Kosten für die aufwändige Verkleidung und Ausstattung eingestellt. Die Hersteller trafen die Entscheidung, das obere Preissegment mit dem neu entwickelten Scooter „Star 50“ mit Automatikgetriebe zu bedienen. Ab 1996 wurde der SR 50 in seiner ursprünglichen Form als „Star Classic“ weiter produziert. Das Kleinkraftrad hieß Star 50 Classic, das Leichtkraftrad Star 80 Classic und die Mofa-Version Star 25 Basic (später Star 25 Classic). Es gab jeweils nur eine Ausstattungsvariante ohne Elektrostarter im Angebot, die größtenteils mit dem früheren SR 50 C identisch war. Bis zum endgültigen Aus bei Simson blieb der Star Classic als preisgünstiges Grundmodell im Produktprogramm.

Die 2002 hergestellten SR 50 hatten wahrscheinlich einen auf 45 km/h gedrosselten Motor. Zu diesem Zeitpunkt wurden jedoch nur noch sehr wenige Fahrzeuge produziert. Insgesamt wurden von 1992 bis 2002 bei Simson rund 47.000 Zweiräder hergestellt, wobei etwa die Hälfte davon SR-50-Typen waren. Diese vergleichsweise geringen Stückzahlen erklären, warum die meisten noch existierenden SR 50 aus der Zeit vor 1990 stammen. Mehr zur Geschichte Simson finden Sie hier.

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